Forschung

In meiner Forschungstätigkeit konzentriere ich mich auf anwendungsbezogene Fragestellungen aus dem Bereich der interkulturellen Psychologie, der Organisations- und Sozialpsychologie.

Zentrale Themenbereiche sind:

  • Interkulturelle Handlungskompetenz
  • Teameffektivität
  • Migration und Konflikte in multikulturellen Gesellschaften

Interkulturelle Handlungskompetenz in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit

Da bisher kaum qualitativ hochwertiges Trainingsmaterial für den deutsch-polnischen Kontext vorliegt, entwickelten wir in einem deutsch-polnischen Projektteam systematisch Trainingsmodule für deutsch-polnische interkulturelle Trainings, die in der Praxis erprobt und evaluiert wurde. Aufgrund des großen Erfolges werden diese Materialien sowohl in der Ausbildung an Hochschulen als auch von mehreren Trainern in der Wirtschaft erfolgreich eingesetzt.

Das von uns erstellte Trainingsvideo „Agnieszkas Referat“ kann bei mir erworben werden.

International Time and Stress Study

In dieser sehr umfangreichen kulturvergleichenden Studie (> 5500 Teilnehmern) unter der Leitung von Prof. R. Bhagat (University of Memphis) wurden von 14 Länderteams die Mitarbeiter von Unternehmen im Hinblick auf kulturelle Unterschiede bzgl. Zeitverständnis, Umgang mit Stress und individueller Arbeitsorganisation untersucht. Die deutsche Datenerhebung wurde an der Universität Regensburg von mir koordiniert. Es wurde eine kulturadäquate Anpassung des Messinstruments vorgenommen und es konnten mehrere international agierende deutsche Unternehmen für die Teilnahme an der Untersuchung gewonnen werden. Die Studie liefert interessante und hilfreiche Erkenntnisse für international agierenden Organisationen, in wie weit die Umsetzung von standardisierten Arbeitsprozessen kulturellen Interpretation unterliegt. Die Ergebnisse wurden 2012 veröffentlicht:

Leonard, K.M., Cosans, C., & Pakdil, F., Schmid, S. et al. (2012). Cooperation across cultures: A 16 country review of the concept. International Journal of Intercultural Relations, Volume 36, Issue 2, page 238-247.

Länderspezifische Studien

Um wissenschaftlich fundierte Erklärung für Kulturunterschiede zu erhalten und daraus qualitativ hochwertiges, aktuelles Trainingsmaterial zu entwickeln, werden zu einer Reihe von Ländern Studien durchgeführt. Dabei werden entsprechend der Kulturstandardsmethode eine Vielzahl deutscher Fach- und Führungskräfte mit Erfahrung in den jeweiligen Ländern interviewt. Die von ihnen erlebten Problemkonstellationen werden von bikulturellen Experten analysiert und bewertet, um daraus zentrale Kulturunterschiede der beiden Ländern abzuleiten. Die erhobenen Situationen und deren Erklärungen werden von mir als zentrale Bausteine praxis- und handlungsbezogener interkultureller Trainings eingesetzt.
Für Großbritannien und die Türkei publizierten wir die Ergebnisse der Studien als Trainingsprogramm im Selbstlernformat.

Sie wurden als Bücher in der erfolgreichen Reihe „Beruflich in…“ beim Vandenhoeck und Ruprecht Verlag veröffentlicht:

„Beruflich in der Türkei“ (2007) Appl, C., Koytek, A., Schmid, S. (überarbeitete Neuauflage 2016)

„Beruflich in Großbritannien“ (2003) Schmid, S., Thomas, A. (überarbeitete Neuauflage 2016)

Besprechung von „Beruflich in Großbritannien“ in der Zeitschrift „Organisationsentwicklung“ (PDF)

Realität und Innovation in der europäischen Begegnung

Im Auftrag der Alfred Töpfer Stiftung F.V.S. und des Institutes für Kooperationsmanagements (IKO) wurde eine Bestandsaufnahme und wissenschaftliche Bewertung der gegenwärtigen Angebote in der europäischen Jugendbegegnung vorgenommen. Innovations- und Verbesserungspotentiale wurden aufgezeigt und exemplarisch weiterentwickelt. Die Ergebnisse wurden in folgendem Buch publiziert:

Thomas, A., Utler, A., de Ponte, U., Schmid, S. (2008): „Realität und Innovation in der europäischen Begegnung.“ Göttingen: Vandenhoeck & Rupprecht

Synpro – Effektivität in Arbeitsgruppen

In dem Forschungsprojekt unter der Leitung von Dr. Patricia Simon wurde die Qualität der Zusammenarbeit und der Arbeitsergebnisse von realen Projektteams bei dem Computerplanspiel Syntex und in realen Teamsitzungen mit dem Analysesystem Synpro diagnostiziert. Auf der Basis dieser Analyse wurden von mir spezifisch zugeschnittene Teamtrainings entwickelt und mit den Projektgruppen durchgeführt, um deren Effektivität zu steigern. Die nachfolgende Evaluation zeigte, dass eine Verbesserung von Teamklima und Effektivität durch die gezielten Trainings erreicht werden konnte.

Entwicklung und Umsetzung der Ausbildungsprogramme zum interkulturellen und interreligiösen Mediator

In Kooperation mit der Diakonie Bayern, dem Islambeauftragten der evangelischen Kirche und IKO (Institut für Kooperationsmanagement) wurde das Curriculum für die Ausbildungsprogramme „Interkulturelle Handlungskompetenz in der Asylberatung“ und „Interkultureller und interreligiöser Mediator“ mit jeweils 8 Modulen für Asylberater und Kirchenmitarbeiter entwickelt und umgesetzt. Die Evaluation 6 Monate nach Ende des Programms wies nicht nur einen Kompetenzzuwachs der Teilnehmer nach, sondern auch eine Fülle an Maßnahmen und Aktivitäten in den Organisationen der Teilnehmer, die auf die Ausbildung zurück zu führen waren. Die Ergebnisse wurden auf mehreren Fachtagungen vorgestellt und in den Buchkapiteln veröffentlicht:

Schmid, S. (2011) Interkulturelle Trainings im Dienste der Integrationsförderung. In Dreyer,W. & Hößler,U. (Hrsg.) Perspektiven interkultureller Kompetenz. Vandenhoeck & Ruprecht Verlag: Göttingen

Schmid, S. (2007) Intercultural training is coming home. Anwendung interkultureller Forschung in einer multikulturellen Gesellschaft. In I. Koall, F. Höher & V. Bruchhagen Diversity outlooks LIT-Verlag: Münster

Interkulturelle Konfliktdynamiken in einer Einwanderungsgesellschaft am Beispiel Deutschland

Wie stellen sich junge Deutsche und türkischstämmige Migranten mit hohem Bildungsniveau erfolgreiche Integration in Deutschland vor? Wie verhalten sie sich in Alltagssituationen, die in Deutschland und in der Türkei unterschiedlich bewertet werden? Welche Fremdbilder hegen sie?
Diese Fragen stehen im Fokus der umfangreichen Studie zu den Wurzeln interkultureller Missverständnisse in der multikulturellen Gesellschaft Deutschland. Basierend auf Interviews und einer Befragung zeigt sich, dass Integration nicht allein von der Einstellung der Beteiligten abhängig ist, sondern auch stark von deren sozialer und interkultureller Kompetenz beeinflusst wird. Das Verhalten der Deutschen und Migranten lässt sich in vielen Alltagssituationen nicht unterscheiden, die Bewertung der Situationen spiegelt jedoch häufig den unterschiedlichen Erfahrungshintergrund wieder. Nur in wenigen Aspekten grenzen sich die Migranten bewusst von den Deutschen und deren individualistischen Lebenskonzept ab – genau diese Themen scheinen jedoch für die Deutschen zentrale Indikatoren für die Integrationsbereitschaft der Migranten zu sein.

Diese und andere Ergebnisse zum Thema Migration, multikulturelle Gesellschaft und Flucht sind in folgenden Publikationen nachzulesen:

Schmid, S. & Utler, A. (2015) Therapeutische Angebote für Flüchtlinge – Projekt TAFF – Zwischenbericht. Stiftung Welten verbinden. Nürnberg

Schmid, S. (2010) Integration als Ideal – Assimilation als Realität. Überzeugungen von jungen Deutschen und türkischstämmigen Migranten über ein Leben in Deutschland. Vandenhoeck & Rupprecht unipress: Göttingen

Schmid, S. (2008) Interkultureller Dialog und Migration. Psychologische Analyse eines angespannten Dialogs. In A. Thomas (Hrsg.) Psychologie des interkulturellen Dialogs. Vandenhoeck & Ruprecht Verlag: Göttingen

Utler, A., Schmid, S., Thomas, A. (2007) “Migrants’ perceptions of the host society and the relationship with their acculturation orientation – examined at a Turkish sample in Germany” Journal of Cross-Cultural Competence and Management, Vol.5.